Mein Landleben - Folge 21: Gute Unterhaltung

31. August 2015, Harriet Heise - Mein Landleben,

 

Ich hätte gedacht, dass meine Kinder endlich aus dem Alter raus wären: Aber vor kurzem saß ich doch tatsächlich im Kino und musste mir einen computeranimierten 3D-Film mit merkwürdigen gelben Wesen angucken, die aussahen wie längliche Pillen, nicht richtig sprechen konnten, aber dafür ständig kicherten. Um mich herum unendlich viele kleine Kinder mit Tüten voller Popcorn, die fast so groß waren wie sie selbst. Nun werden Sie sagen, das kann doch so schlimm nicht sein, das macht man eben mal den Kindern zuliebe. Aber irgendwie haben mich die vielen Kinderfilm-Jahre mit den Jungs erschöpft.

Wenn sie klein sind, dann soll man sie ja als gute Mutter nicht allein fernsehen lassen, sondern alles gemeinschaftlich erleben, damit man darüber reden kann. Nun lieben Kinder Wiederholungen und mein kleiner Sohn hat gefühlte 70 000 Mal das Video Katze mit Hut von der Augsburger Puppenkiste gesehen. Man hätte mich zu der Zeit aus dem Tiefschlaf wecken können; ich wäre sofort in der Lage gewesen, minutenlang aus dem Film zu zitieren.

Und mein großer Sohn hat immer wieder eine BBC-Produktion über Dinosaurier gesehen. Gut gemacht, aber nach ein paar Monaten kannte ich vom Liopleurodon über den Diplodocus bis zum Triceratops sämtliche Viecher, die zu der Zeit ihre Füße aus die Erde gesetzt haben und hätte in jeder Fachdiskussion als erstklassige Paläontologin durchgehen können.

Nun muss man der Fairness halber sagen, dass mir als Jungs-Mutter zumindest die Barbie-Filme erspart geblieben sind. Und später hatten mein Mann und ich einen Deal – im Kino haben wir zwei Filme gesehen. Einer den animierten Trickfilm mit dem Kleinen und einer den durchaus schon ganz spannenden Film mit dem Großen. Wer was sehen durfte, wurde ausgelost. Und dann hatte mal ich Glück und saß in der Neuverfilmung der  Drei Musketiere und mein Mann im Gestiefelten Kater oder eben Pech und musste mir Rapunzel frisch verföhnt ansehen, während mein Mann sich mit dem Großen im neuen Bond-Film amüsierte.

Und abgesehen von dem kleinen Rückfall neulich sind meine Kinder mittlerweile in einer ganz anderen Phase. Wenn ich abends von der Arbeit nach Hause komme, sitzen sie manchmal einträchtig mit dem Vater vor dem Fernseher und sehen einen Film, in dem irgendjemand die Welt rettet. Aber augenscheinlich muss er sie dafür erst einmal mit viel Getöse in Schutt und Asche legen. Manchmal stapft auch der ein oder andere Riesen-Saurier durch die Trümmer – und damit schließt sich irgendwie der Kreis. Nur die Katze mit Hut habe ich lange nicht gesehen.