Mein Landleben - Folge 7: Na wie geht es den Hühnern?

05. March 2013, Harriet Heise - Mein Landleben, Harriet Heise

 

Ich habe einen Kollegen in der Redaktion, der kommt sehr oft, wenn er sich langweilt, in mein Büro und fragt: „Na, wie geht es den Hühnern?“  Das liegt zum einen daran, dass er sich schnell langweilt und zum anderen, dass ich tatsächlich immer wieder neue Hühner-Anekdoten erzählen kann. Eigentlich ist es ein kleines Wunder, dass das hier meine erste Hühner-Kolumne überhaupt ist.

Denn gleich als wir aufs Land gezogen sind, habe ich mir die ersten Hühner gekauft. Erst einmal Zwerghühner, denn ich kannte mich mit den Tieren noch nicht so gut aus und hatte durchaus Respekt vor den größeren Exemplaren. Aber mein Mann maulte schnell, dass die Eier immer tief unten im Eierbecher verschwinden würden. Und so war klar: Es mussten größere Hühner her. Aber ich wollte nicht irgendwelche langweiligen 08/15-Hühner haben, sondern natürlich die schönsten Hühner der Welt. Also habe ich mir die entsprechende Fachliteratur besorgt – eines meiner Lieblingsbücher ist nach wie vor „Der große Geflügelstandard in Farbe“. Und da ein Huhn im Buch auch noch anders aussieht als ein Huhn in natura, bin ich auch immer gern auf Rassegeflügelschauen gegangen. Zum Entsetzen meines Mannes, der am Wochenende morgens immer schon fragte, ob er wieder auf eine Hühner-Messe gehen müsste oder mal frei hätte. Endlich hatte ich mich entschieden: Es mussten unbedingt Rassehühner sein – Hamburger Silberlack war mein Favorit. Aber so sehr ich auch im Internet gesucht habe, in Schleswig-Holstein habe ich nur Zwerghuhn-Züchter dieser Rasse gefunden. (Schreiben Sie mir gern, wenn Sie jemanden kennen, der große Hamburger Silberlack züchtet.) Fündig geworden bin ich dann in Sachsen. Drei Hühner und ein Hahn kamen per Spedition zu mir. Und zwar tatsächlich (das ist kein Witz!) in einem großen Karton für einen Heißluftofen. Etwas makaber. Aber jetzt hatte ich die schönsten Hühner überhaupt. Mette und Marit, Maxima und den prächtigen Hahn Otto. Der krähte etwas schrill, „er sächselt eben“, war der Kommentar meines Mannes.

Nun hätte alles sehr schön sein können. Aber nicht nur ich freute mich über die neuen Tiere, auch der Hühnerhabicht. Der kam jetzt regelmäßig. Und holte mal ein altes Zwerghuhn, sehr schnell auch Mette und Maxima. Und während ich erst schockiert und traurig war, habe ich mich dann mit der Natur arrangiert und angefangen, regelmäßig nachzukaufen. Erst lauter teure Rassetiere, Amrocks, Wyandotten und  Reichshühner. Und später dann zunehmend die sehr viel günstigeren  08/15 Hühner. (Die übrigens auch viel besser legen als die Rasseviecher.)

Und da waren tolle Tiere dabei. Eines meiner liebsten Hühner war Inge. Inge folgte mir immer durch den Garten. War beim Jäten dabei, beim Pflanzen und Wässern. Mein Gartenhuhn. Eines Tages kam ein Handwerker und sah mich mit meinem Hund, einer Katze und Inge im Garten stehen. „Das ist ja wie bei den Bremer Stadtmusikanten“, meinte er. Der Logik nach wäre ich dann der Esel gewesen. Herzlichen Dank.

Übrigens habe ich mittlerweile eine Rasse entdeckt, die zu groß ist für den Hühnerhabicht. Und deren Eier unsere größten Eierbecher sprengen – Brahma. Aber das hat dazu geführt, dass ich zeitweilig das hässlichste Huhn der Welt im Stall hatte. Davon beim nächsten Mal mehr.