Langleys blühende Fantasien - Folge 4: Herbstzeit ist Pflanzzeit

11. September 2012, Fragen Sie Langley,

 

Langsam wird unsere heimische Natur verzaubert. Kräftige Gelb-, Orange- und Rottöne überstrahlen nach und nach das verblassende Blattgrün zahlreicher Laub- und Nadelgehölze. Es entsteht ein unbeschreiblich floraler Herbstzauber aus warmen Farben, der besonders an sonnigen, klaren Tagen unser Herz entflammt. Es beginnt die Jahreszeit des „Entschleunigen“. Noch reicht die Zeit, an die nächste Vegetation zu denken, einen gärtnerischen Grundstein für eine farbenfrohe eigene Erlebniswelt zu schaffen. 

 

Naturerlebnis pur – so zeigt sich unser Norden mit einem ultramarinblauen Himmel, einen weitem Horizont und intensiver herbstlicher Blattverfärbung. Da fällt es in der Tat nicht leicht vorab bereits schon an den kolorierten pastelligen Lenz zu denken. Ist das nicht ein bisschen früh – der astronomische Frühlingsanfang beginnt doch erst am 20. März 2013? Nein, demm bei aller beschaulichen Poesie ist die Herbstzeit aus gärtnerischer Sicht die ideale Pflanzzeit. Der aufgewärmte Boden freut sich über viel Zuwachs aus den Baumschulen und Gärtnereien.

 

Man benötigt wirklich keinen grünen Daumen, um mit Frühlingszwiebeln blühenden Erfolg zu haben. Jetzt können auch viele frühlingsblühende Sträucher gepflanzt werden. Die ersten, die das neue Jahr einläuten, sind Zaubernuß (Hamamelis) und Winterjasmin (Jasminum nudiflorum) mit strahlend gelben Blüten. Zu den ersten echten Frühlingsboten gehört auch die blühende Kornelkirsche (Cornus mas) und Haselnuss (Corylus). Beide gedeihen an fast jedem Platz und lassen sich gut als Windschutzhecke pflanzen.

 

Frostempfindliche Knollen und Zwiebeln überwintern

Dahlien, Gladiolen, Montbretien und Knollenbegonien müssen im Herbst nach dem Welken der oberirdischen Teile aus der Erde genommen werden. Das Wurzelwerk sollen zuerst einige Tage zum Trocknen an einem luftigen Ort gelagert werden. Dann werden alle von welken Pflanzenteilen gesäubert. Zum Überwintern werden Knollen und Zwiebeln in eine Kiste mit trockenem Sand eingebettet und in einen kühlen, luftigen Keller gestellt.

 

Zeit endlich seine „alten“ Stauden zu verjüngen

Viele Stauden lassen nach fünf bis sechs Jahren mit der Blüte nach, werden in der Mitte kahl. Die beste Zeit zur Verjüngung ist der Herbst, nachdem viele Pflanzen verwelkt sind. Wurzelballen werden mit Hilfe einer Grabegabel vorsichtig aus der Erde gehoben. Dann muss so viel Erde wie möglich abgebröckelt, müssen abgestorbene Triebe und Wurzeln abgeschnitten werden. Stauden mit kräftigen Trieben trennt man mit den Händen in mehrere Stücke, solche mit weichen Stielen werden mit dem Messer in mehrere Stücke zerteilt, bei Polsterstauden hilft ein Spaten zum Teilen. Die „besten“ Einzelstücke werden wieder eingepflanzt, der Rest kommt auf den Kompost.

 

Kübelpflanzen einräumen, aber nicht zu früh

In meinem Garten gibt es (fast) nur winterharte Kübelgehölze, die selbst einige Frostgrade gut überstehen. Das Gute daran: Ich muss jetzt nicht schleppen, schneiden, stutzen und schützen. Wer sich hingegen im Frühling, Sommer und Frühherbst an den frostempfindlichen "Südländerinnen" erfreut hat, sollte seine frostempfindlichen Sensibelchen bald einräumen. Entscheidend sind im Kübelpflanzen-Winterquartier vor allen die Lichtverhältnisse. Es sollte generell hell sein, wobei die Temperatur (ca. +2 bis +12 Grad) von der Lichtmenge abhängt und umgekehrt. Dabei gilt die gärtnerische Faustregel: Je wärmer der Standort, desto heller sollte er sein. Umgekehrt sollen die Kübelpflanzen in dunkleren Räumen unbedingt kühler stehen. Und noch eine Überlebensregel: Je kürzer der notwendige Aufenthalt im Haus, desto länger währt die Freude an der Pflanze draußen.

Vor dem Einzug ins Winterquartier unbedingt darauf achten, dass die Pflanzen nicht feucht eingeräumt werden, da sich in diesem Zustand bevorzugt Pilze und Fäulnis breit machen. Abgebrochene, trockene, kranke Zweige und die sommerliche Unterbepflanzung immer sorgfältig entfernen. Jetzt wird zur Schere gegriffen. Mit einem Rückschnitt werden Margeriten, Engelstrompeten, Wandelröschen, Gewürzrinden und Heliotrop leichter durch den Winter gebracht. Margeriten sollten im Laufe der Überwinterung bis zu dreimal gestutzt werden, um besser in Form zu kommen. Dabei werden die Triebe um ein Drittel ihrer Gesamtlänge reduziert. Vor allem bei den Margeriten ist diese einschneidende Maßnahme der beste Garant für eine blühwillige Pflanze. Einen mittelstarken Rückschnitt vertragen Fuchsien, Pelargonien und Verbenen. Immer wieder werde ich gefragt: "Sollen die verblühten Blütenstände beim Oleander vor dem Einräumen entfernen werden?" Kurze Antwort: „Nein, nein, nein!“ Aus diesen Blütenständen entwickelt sich nämlich im nächsten Frühjahr der erste Flor - ansonsten müsste man auf die erste Blüte länger warten!

 

Mobiles Grün natürlich schützen

Mehr oder weniger heimische Pflanzen, die von Natur aus winterhart sind, wie Rosen und andere Gehölze, auch Stauden und Bambus, können im Kübel geschützt im Freien überwintern. Am besten rückt man die bepflanzten Töpfe dicht zusammen in eine windgeschützte Ecke, eventuell an die wärmende Hauswand. Damit der Frost nicht durch die Topfwände sofort an die Wurzeln gelangt, umwickelt man einzelne Töpfe (nicht die Pflanzen) mit Noppenfolie oder anderem Isoliermaterial. Natürlicher und bewährt hat sich eimerweise welkes Laub oder Stroh über die Gefäße zu schütten und dann in den Zwischenräumen zu verdichten.

 

Wohin mit dem Laub?

Immer noch wird das nutzbringende Laub der blattabwerfenden Gehölze bergeweise von den Beeten gefegt, geblasen, gesaugt und schlimmstenfalls über die Mülltonne unweigerlich für immer vernichtet. Was da so farbenfroh auf den Boden fällt, ist die Gartenerde von morgen. Zur Kompostbereitung und zum Abdecken der Erdoberfläche um die Gehölze ist Laub geradezu ideal. Das abgefallene Laub zwischen den Gehölzen sollte man auf jeden Fall liegen lassen - es ist der beste Winterschutz.

 

Hans Theodor Woldsen Storm schrieb in seinem Herbstgedichte auch folgende Zeilen:

 

Und es leuchten Wald und Heide,

Dass man sicher glauben mag,

Hinter allem Winterleide

Lieg' ein ferner Frühlingstag.

 

In diesem Sinne, eine kreative Jahreszeit zum Pflanzen und Träumen.

 

Meine TIPPS

  • Pflanzt man im Herbst seinen „Zwiebel-Frühling“ in ganzen Horsten, ist später die optische Wirkung noch eindrucksvoller. Farbgruppen wirken immer attraktiver, als vereinzelt und einsam gesetzte Blumenzwiebeln. Alle Pflanzanleitungen, die benötigt werden, finden sich auf der Verpackung.
  • Größere, unbeschädigte, prall und feste Zwiebeln entwickeln später auch größere Blüten. Die Wunderwerke der Natur sollten doppelt so tief gesetzt werden, wie die Zwiebel dick oder hoch ist. Durch die Zugabe organischer Dünger wie zum Beispiel Hornspäne, werden das Wachstum und die Blühfähigkeit wesentlich verbessert.
  • Stauden im Topf können unter einer Schutzwärmeschicht für kalte Zeiten leicht faulen. Sie werden besser mitsamt Topf in ein leeres Gartenbeet gegraben.

 

John Langley