Langleys blühende Fantasien - Folge 6: Einfach mal wachsen lassen

08. January 2013, Fragen Sie Langley,

 

Immer wenn die Weihnachtsglocken nach und nach verhallen und die ohrenbetäubende Sylvester-Knallerei ein plötzliches Ende findet, freue ich mich schon auf den erwachenden Frühling. Doch die Natur lässt sich mit dem Frühlingserwachen noch etwas Zeit, da könnte ich mich schon einmal in meinen „guten Vorsätzen“ für 2013 üben. Was ich mir vorgenommen habe? Ich werde mich nicht mehr von den kalendarischen Arbeiten im Garten drängeln lassen, vielmehr suche ich mir zuerst einen guten, geeigneten Moment aus. Erst dann lege ich flexibel und motiviert los. Es ist allemal gut - hier und da bevorzugt bei der Gartenarbeit - das Tempo rauszunehmen. Man muss nicht auf jeden „Wildwuchs“ sofort reagieren, nicht immer gleich verzweifeln, wenn es nicht so schnell wächst und gedeiht, wie man es sich erträumt hat. Ganz im Sinne Sten Nadolnys, der bereits vor Jahren die “Entdeckung der Langsamkeit“ ausführlich beschrieben hat.

 

Lichtblicke im Winter

Apropos gemächlich. Das zarte Schneeglöckchen gehört für mich im Garten nicht nur zu den typischen Zeigerpflanzen des winterlichen Endes, sondern kann auch als natürliche Zeitlupe verstanden werden. Behutsam zeigen sich die ersten grünen Triebe, die sich aus dem sonnenerwärmten Boden oder der vorhandenen Schneedecke herausschieben. Wem es nicht gelingt auf die Urkraft der Natur zu warten, kann sich bereits bei tiefsten Minusgraden den gärtnerischen Lenz ins Haus holen. Farbig blühende Primeln, Anemonen, Tulpen, Hyazinthen, Narzissen, Tausendschön, Krokusse, Perlhyazinthen, Stiefmütterchen oder meine geliebten Schneeglöckchen sind zum Duften, Schnuppern, Fühlen und Begreifen schon da. Ein Wunder der Natur? Nein, diesen farben- und formenreichen Kultur-Frühling haben Gärtner bereits produziert. Sie sind der Natur - auch weit vor dem offiziellen Frühlingsanfang - immer einen riesigen Schritt voraus.

 

Neues planen – auch im Garten

Der Jahresbeginn eignet sich besonders gut dafür, über Veränderungen im Allgemeinen und im Besonderen, beispielweise im Garten, nachzudenken. In diesem Jahr mit der magischen Zahl 13 soll das grüne Refugium endlich ein neues Gesicht bekommen? Planung und Entwurf sind immer der erste, wichtige Schritt - egal, ob es sich um eine Um- oder Neugestaltung handelt. Eine Blumen- oder Liegewiese muss ebenso vorbereitet werden wie der Bau eines Teichs oder Biotops. Anschauliche Planung ist erforderlich beim Umbau der Terrasse zum Feiern oder Relaxen, bei der Anlage eines Bauern- oder Naturgartens und bei sich schlängelnden, hölzernen oder mit Naturstein gepflasterten Wegeverläufen. Sorgsam überdacht werden sollte, ob eine gepflanzte oder verdrahtete Grenzgestaltung angesagt wäre, wo der neue Kompostbereiter oder die Regentonne aufgestellt werden sollen.

 

Immer mit der Ruhe

Es liegt in der Natur des Menschen, dass er seine Idealvorstellungen eines Gartens sofort verwirklichen möchte. Dem einen schwebt ein akribisch angelegter Barockgarten vor, der andere schätzt den englischen Stil, wieder andere möchten eine "grüne Hölle" mit vollem Sichtschutz. Stellt sich spontan die Frage: "Was davon soll sofort verwirklicht werden?" Eine schnelle Antwort: "Bitte nicht alles auf einmal". Auch hier hilft „Entschleunigung” und das bedeutet nichts anderes, als bewusster und langsamer bei der Planung und Umsetzung vorzugehen. Bereits kleinere Veränderungen in seiner bekannten Umgebung wirken entspannend, beruhigend und kraftschöpfend. Ob der gesamte Garten oder nur Teilbereiche umgestaltet werden sollen - eines sollte in jedem Fall erreicht werden: Der Garten darf gerne auch ein Ort der Ruhe und Entspannung sein.

 

Wer entspannter plant und entwirft, lernt seine Umgebung, seine Pflanzen, Blick- oder Schwerpunkte seines Gartens, aber auch seine eigenen Möglichkeiten der Verwirklichung noch genauer kennen. Die sprudelnden Quellen der gärtnerischen Inspiration 2013 sind dann vielfältiger. Wer genügend Zeit hat, und keinen Planer oder Gartenarchitekten beauftragen will (was sich oft rechnen würde), sollte sich auch noch viel Zeit nehmen und den einen oder anderen Blick über andere Gartenzäune zu werfen.

 

Und wer nach seinem abendlichen Recherche-Spaziergang im immer heller werdenden Norden den Tag ausklingen lassen möchte, liest entweder ein interessantes Gartenbuch oder träumt vorab bei leiser Musik von einem entschleunigten Garten. Denn in der Ruhe liegt die Kraft – es lohnt sich auch 2013 beim Gärtnern ein Stück Lebensqualität im Umgang mit der Natur zurückzuerobern und dabei ganz nebenbei aufzublühen.

 

John Langley