Langleys blühende Fantasien - Folge 7: Es „frühblüht“ zwischen den Meeren
05. March 2013, Fragen Sie Langley,

Zartblauer Himmel, wärmende Sonnenstrahlen, ein fast frühlingshaftes Lüftchen. Vogelgezwitscher, das erste zartes Grün. Schleswig-Holstein, das Land zwischen den Meeren, erwacht langsam aus dem Winterschlaf. Jetzt beginnt die Vorfreude auf den „gärtnerischen“ Lenz im Haus.
Kälte bringt Farbe ins Haus
Damit Frühlingsblüher im Freien oder unter Glas überhaupt blühen, benötigen sie einen natürlichen Kältereiz. Denn nur wenn es so richtig kalt und frostig war, können Zwiebelblüher im zeitigen Frühling im Garten austreiben oder im Gewächshaus entsprechend Farbe zeigen. Wer seine frühlingshafte Vorboten-Botanik nicht mit zu viel Gießwasser ertränkt, hat lange Freude daran. Die in Erde stehenden Zwiebeln beispielsweise der Tulpen lassen sich sogar unter fließendem Wasser so abspülen, dass das an den Wurzeln anhaftende Substrat leicht abfällt. So nackt kann der Frühling beispielsweise in ein Glas dekoriert werden. Etwas Feuchtigkeit reicht völlig aus, um eine lange Haltbarkeit der blühenden Zwiebel - bei nicht zu hohen Zimmertemperaturen - zu erreichen.
Duft für Auge, Herz und Seele
Viel Farbe auf kleiner Fläche, dafür sind duftende Hyazinthen verantwortlich. Wer sich für ganz knospige Blüten entscheidet, hat lange was von dem Blütenduft. Seit dem frühen Mittelalter sind sie in Europa bekannten Duftpflanzen beliebt und erfreuen seitdem Auge, Herz, Seele und Nase. Was der Mensch als wohlriechend empfindet, ist natürlich eine Geschmacksfrage. Und darüber wird nicht gestritten. Für den einen duften Hyazinthen einfach himmlisch, blumig-herb, orientalisch, für den anderen haben sie eine zu dominante Ausdünstung. Dabei haben wissenschaftliche Studien belegt, dass Wohlgeruch einfach glücklich macht. Beglückt waren die Menschen mit Beginn der industriellen Glasproduktion Ende des 19. Jahrhunderts. Warum? Jetzt erst war es möglich, das filigrane Wurzelwerk der Hyazinthen in gläsernen Gefäßen (und nicht in Porzellanbehältnissen) zu bewundern. Wer diese uralte Kulturpflanzen - es gibt sie schon mehr als 2000 Jahre – in keramische oder metallische Gefäße verpflanzt, sollte unbedingt auf Wasserabzugslöcher und eine dickere Dränage achten oder einfach nur vorsichtiger gießen, damit für dieses Wunderwerk der Natur keine schädigende Staunässe entsteht.
Perlen ein Geschenk der Natur
Ich liebe sie, die kleinen, verspielten und fast unscheinbaren süßen Muscari aus der Familie der Spargelgewächse. Diese ausgesprochen pflegeleichten botanischen Besonderheiten sind auch als Perl- oder Traubenhyazinthen bekannt. Sie reagieren nur „sauer“ auf zu viel Gießwasser. Dann nämlich erhalten die zarten Pflanzenwurzeln zu wenig Sauerstoff und können nicht atmen. Die oberirdischen Pflanzenteile vertrocknen dann schnell. Der Gartenschädling Nummer 1, die gefräßige Wühlmaus, lässt im Garten verpflanzte Perlhyazinthen, Kaiserkronen, Schachbrettblumen und Osterglocken einfach links liegen.
Wer einen sonnigen bis halbschattigen Standort bevorzugt und etwas Platz zwischen seiner Anpflanzung hat, wird sich über die Verwilderung seiner Traubenhyazinthen bestimmt freuen. Die Natur ist perfekt, weil sich die „Perlen“ ganz leicht durch Selbstaussaat und Brutzwiebeln vermehren. Ganz nebenbei sind sie in der Lage, auch im Wurzeldickich von hohen Bäumen für Aufmerksamkeit zu sorgen.
Dauerblüher einfach stiefmütterlich behandeln
Das Schiffmütterchen ist der absolute Klassiker. Was wäre der Frühling ohne dieses artenreiche Veilchengewächs? Ausdrucksstarke Blüten und eine große Farbenvielfalt zeichnen den beliebten Dauerblüher unter den Frühlingsblühern aus. Waren früher die großblütigen "F1-Hybriden" die Renner, sind in diesen Tagen die Minis - eine interessante Kreuzung aus Hornveilchen und Stiefmütterchen – angesagte Shootingstars. Die Kleinen erleben zurzeit auch in Schleswig-Holstein eine wahre Renaissance und regen zu vielerlei Gestaltungsmöglichkeiten an. Als Frühjahrsblüher in Beete, Kästen und Schalen gepflanzt blühen sie fast das ganze Jahr durch – wenn man es wollte. Stiefmütterchen mögen es sonnig, doch im gefrorenen Boden verdunsten sie Wasser, wie alle Pflanzen in dieser Situation. Durch den gefrorenen Wurzelballen kann aber kein Wasser aufgenommen werden. Um die Natur vor diesem Stress zu schützen, sorgen aufgelegte Fichtenzweige, Laub oder Vlies für das Überleben im Garten. Auch ein zu nasser Boden lässt das stiefmütterliche Lächeln schnell verblassen.
Die Minis unter den Stiefmütterchen werden oft als „Hornveilchen“ in einem Atemzug genannt. Dabei waren an der „Entwicklung“ der heutigen kleinblütigen Stiefmütterchen immerhin zwölf Veilchen-Arten aus Mitteleuropa beteiligt. Die „Superminis“ wachsen zweijährig, das heißt, sie vertragen kalte Winter. Aber ohne eine schützende Schneedecke leider nicht. Noch ein letztes Wort zum Hornveilchen. Sie sind ausdauernde Steingartenstauden und teurer.
Primus unter den Frühlingsblühern
Die so genannten "Himmelsschlüssel" zählen zu den beliebtesten Frühlingsblühern und gelten auch als fröhlicher Glücksbringer. Ob den schleswig-holsteinischen Landesfarben in Rot, Weiß oder strahlendem Blau oder in Gelb, Rosé, Apricot oder Violett: Primeln zeigen in diesen Tagen Farbe und verleiten uns dadurch schnell zum Lächeln.
Mit ein wenig Hege und Pflege gelingt es, dass die Primeln schön bleiben. Ok, mitunter faulen oder vergilben besonders die unteren Blätter- und Blütenpartien. Dann ist ein sorgfältiges Putzen unumgänglich. Es ist sogar möglich, ältere ausgepflanzte Pflanzen durch Teilung zu vermehren, jedoch wird davon kaum Gebrauch gemacht. Sie mögen einen halbschattigen Standort und einen leicht feuchten Boden. Im Sommer lieben sie eher Schatten. Ab September, wenn die ersten Blätter von den Bäumen fallen, akklimatisiert sich die Frühlingsnatur langsam an das volle Licht. Primeln wünschen einen bevorzugt feucht-kühlen Standort. Und damit sie im kommenden Jahr wieder die Ersten sind, ist eine dauerhafte Überwinterung nur mit Schutzmaterialien - Fichtenzweige oder dickere Laubschicht - möglich.
Und außerdem…
Zwiebelblüher benötigen keinen zusätzlichen Dünger, da das Speicherorgan die notwendige „Lebenspower“ enthält.
Auch für kleine Frühlingsblüher wie Perlhyazinthen gilt: Sparsames Gießen sorgt für längere Blühfreude. Wer hätte das gedacht?
Topfprimeln sollten beim Kauf mehr Knospen als Blüten zeigen und feste dunkelgrüne Blätter haben. Dann klappt das auch mit einer langen Freundschaft.
Wer seinen Frühling von vornherein nicht zu tief und zu eng pflanzt und nicht zu nass hält, wird mit attraktiven Blüten belohnt.
Ein natürlicher Frostschutz aus Fichtenzweigen oder Laub sollten Sie erst entfernen, wenn der Boden völlig aufgetaut ist.
John Langley